Vakanzen im Medizincontrolling - Auswirkungen und Folgen

Eine Vakanz in der Position des Leiters Medizincontrolling kann für ein Krankenhaus erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben. Diese Position ist entscheidend für die wirtschaftliche Steuerung und Optimierung der Leistungsprozesse sowie der Erlöse. Hier sind die wesentlichen wirtschaftlichen Folgen im Detail:

 

1. Verluste bei der Erlösoptimierung

• Fehlende Kodierqualität: Der Leiter des Medizincontrollings spielt eine zentrale Rolle bei der Überwachung der Kodierung medizinischer Leistungen. Ohne eine qualifizierte Führung kann es zu Fehlern bei der Dokumentation und Kodierung von Behandlungsfällen kommen, was zu Fehlkodierungen führt. Dies kann direkte finanzielle Einbußen nach sich ziehen, da unzureichend kodierte Fälle zu niedrigeren Erstattungen führen.

Verpasste DRG-Optimierung: Der Leiter Medizincontrolling sorgt dafür, dass die richtigen Fallpauschalen (DRGs) abgerechnet werden, was einen erheblichen Einfluss auf die Einnahmen hat. Ohne diese Expertise wird möglicherweise nicht das volle Ertragspotenzial ausgeschöpft.

 

2. Steigende Kosten durch ineffiziente Prozesse

Intransparente Kostenstrukturen: Ein Hauptaufgabenbereich des Medizincontrollings ist die Transparenz der Kostenstrukturen im Krankenhaus. Ohne eine Führungskraft an dieser Stelle besteht das Risiko, dass ineffiziente Prozesse nicht erkannt und nicht rechtzeitig korrigiert werden, was zu unnötig hohen Betriebskosten führt.

Überlastung des bestehenden Teams: In Abwesenheit eines Leiters müssen andere Mitarbeiter möglicherweise zusätzliche Aufgaben übernehmen, was zu Überlastung und Fehlern führen kann. Die Unklarheit über Zuständigkeiten kann die Produktivität des Teams verringern und letztlich die Effizienz des Krankenhauses beeinträchtigen.

 

3. Verluste durch verpasste Verhandlungen und strategische Entscheidungen

Fehlende Verhandlungskompetenz mit Kostenträgern: Ein erfahrener Leiter des Medizincontrollings verhandelt häufig mit Krankenkassen über Rückforderungen, Erstattungen und Streitfälle im Zusammenhang mit Abrechnungen. Eine Vakanz kann dazu führen, dass solche Verhandlungen nicht optimal geführt werden, was finanzielle Verluste durch unerfüllte Rückforderungen oder ungünstige Einigungen nach sich ziehen kann.

Verpasste strategische Chancen: Der strategische Teil des Medizincontrollings umfasst die langfristige Planung und Steuerung der medizinischen Leistungen sowie die Anpassung an veränderte Marktbedingungen. Ohne eine qualifizierte Führungskraft in dieser Position könnten Chancen zur Optimierung von Versorgungsangeboten oder zur Entwicklung neuer erlösstarker Bereiche übersehen werden.

 

4. Externe Prüfungen und Sanktionen

Risiko von Rückforderungen: Ohne effektives Medizincontrolling steigt das Risiko, dass Fehler bei der Abrechnung erst bei externen Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) entdeckt werden. Dies kann zu Rückforderungen und möglichen Sanktionen führen, die finanzielle Verluste verursachen.

Höheres Risiko bei MDK-Prüfungen: Ein erfahrener Leiter des Medizincontrollings kann Fehler bei der Abrechnung und Kodierung proaktiv erkennen und korrigieren. Bei einer Vakanz besteht ein erhöhtes Risiko, dass unentdeckte Fehler bei MDK-Prüfungen zu Korrekturen oder sogar zu Strafzahlungen führen.

 

5. Verzögerungen bei der Budgetplanung

Fehlende Steuerung der Budgetierung: Die Budgetplanung eines Krankenhauses hängt stark vom Medizincontrolling ab, da es fundierte Analysen zu Kosten, Erträgen und Fallzahlen liefert. Ohne eine qualifizierte Führungskraft können Verzögerungen oder Fehlplanungen bei der Budgeterstellung auftreten, die sich auf die finanzielle Stabilität des Krankenhauses auswirken.

Langfristige finanzielle Instabilität: Eine Vakanz in dieser Schlüsselposition kann zu einer kurzfristigen Fokussierung auf Schadensbegrenzung statt auf strategisches Wachstum führen. Dies kann zu einer dauerhaften Instabilität führen, da notwendige Entscheidungen zur Steuerung des Betriebs nicht rechtzeitig getroffen werden.

 

6. Negative Auswirkungen auf das Klinikimage

• Vertrauensverlust bei externen Partnern: Eine längere Vakanz kann bei externen Partnern, wie Krankenkassen oder Kooperationspartnern, das Vertrauen in die finanzielle und organisatorische Stabilität des Krankenhauses erschüttern. Dies könnte zu ungünstigeren Verhandlungspositionen oder gar zu finanziellen Verlusten bei Verträgen führen.

Attraktivitätsverlust für qualifizierte Bewerber: Eine vakante Schlüsselposition, insbesondere in der Verwaltungsebene, könnte potenzielle Bewerber abschrecken und es schwieriger machen, neue Talente zu gewinnen, was den Fachkräftemangel verstärkt.

 

Fazit:

Eine unbesetzte Position im Bereich Medizincontrolling hat unmittelbare wirtschaftliche Konsequenzen für ein Krankenhaus, angefangen von Erlösverlusten durch mangelhafte Kodierung und DRG-Optimierung bis hin zu langfristigen strategischen Defiziten. Eine schnelle und gezielte Nachbesetzung ist daher entscheidend, um diese Risiken zu minimieren und die finanzielle Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Krankenhauses zu sichern.

Operatives versus strategisches Medizincontrolling

Der Unterschied zwischen operativem und strategischem Medizincontrolling liegt im Fokus, der zeitlichen Perspektive und den Zielen der jeweiligen Controlling-Aktivitäten:

 

Operatives Medizincontrolling:

Fokus: Kurzfristige, tägliche oder monatliche Steuerung und Kontrolle der Abläufe.

Aufgaben: Überwachung der aktuellen Leistungsprozesse, Sicherstellung der Effizienz in der Patientenabrechnung, Kostentransparenz, Kodierqualität und DRG-Optimierung.

Ziele: Optimierung der Krankenhausabrechnung, Sicherstellung der Liquidität und Kontrolle der Kostenstruktur. Es geht oft darum, aktuelle Probleme zu erkennen und direkt einzugreifen, um die Betriebsabläufe zu verbessern.

Zeithorizont: Kurzfristig bis mittelfristig (Tages- bis Monatsbasis).

 

Strategisches Medizincontrolling:

Fokus: Langfristige Planung und Steuerung der medizinischen Leistungen und der wirtschaftlichen Ausrichtung des Krankenhauses.

Aufgaben: Entwicklung langfristiger Strategien zur Ausrichtung der medizinischen Leistungen, Planung von Investitionen, Ausrichtung auf zukünftige Marktanforderungen, Analyse von Markttrends, strategische Ausrichtung der medizinischen Versorgung auf profitable und notwendige Bereiche.

Ziele: Nachhaltige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Krankenhauses, Ausrichtung der Organisation auf zukünftige medizinische und wirtschaftliche Herausforderungen. Hier geht es eher um Planung und die langfristige strategische Positionierung des Krankenhauses.

Zeithorizont: Langfristig (mehrere Jahre).

 

Beide Bereiche arbeiten eng zusammen, um sowohl die kurzfristige finanzielle Stabilität als auch die langfristige strategische Ausrichtung eines Krankenhauses oder einer Gesundheitseinrichtung zu gewährleisten.

Warum scheitern branchenfremde Controller im Krankenhaus?

Krankenhauscontrolling ist eine der anspruchsvollsten Disziplinen im Finanzmanagement. Controller, die keine spezifische Expertise im Krankenhauscontrolling mitbringen, stoßen dabei oft an ihre Grenzen – denn hier geht es um weit mehr als nur Zahlen. Die komplexen Strukturen, regulatorischen Anforderungen und die Notwendigkeit zur Sicherung der Patientensicherheit machen das Krankenhaus zu einem einzigartigen Umfeld.

Warum scheitern Controller ohne Krankenhaus-Erfahrung?

  1. Komplexe Strukturen und Schnittstellen: Ein Krankenhaus ist eine hochkomplexe Organisation, in der zahlreiche Abteilungen wie Medizin, Pflege und Verwaltung eng vernetzt sind. Controller ohne Erfahrung im Krankenhausumfeld haben oft Schwierigkeiten, diese Zusammenhänge zu durchdringen und wirklich effiziente Prozesse zu etablieren.

  2. Regulatorische Anforderungen und Abrechnungssysteme: Das DRG-System (Diagnosis Related Groups) ist die Grundlage der Krankenhausabrechnung. Ohne tiefgehende Kenntnisse der DRG-Logik können leicht Fehlentscheidungen getroffen oder falsche Bewertungen vorgenommen werden.

  3. Kosteneffizienz ohne Verlust der Patientensicherheit: Im Krankenhaus müssen finanzielle Effizienz und Patientensicherheit miteinander in Einklang gebracht werden. Controller, die lediglich finanzielle Kennzahlen im Blick haben, laufen Gefahr, falsche Entscheidungen zu treffen, die langfristig die Versorgungsqualität beeinträchtigen.

  4. Komplexe Finanzierung: Krankenhäuser sind finanziell stark von einer Mischung aus staatlicher Unterstützung, Versicherungszahlungen und anderen Einnahmequellen abhängig. Die Kenntnis dieser vielschichtigen Finanzierungsmodelle ist entscheidend, um die richtigen Investitionen zu tätigen und Budgets optimal zu planen.

  5. Medizinische Abläufe verstehen: Die Entscheidungsfindung im Krankenhauscontrolling ist eng mit medizinischen Prozessen verknüpft. Ohne diesen Hintergrund können die finanziellen Auswirkungen auf die medizinische Versorgung nicht angemessen eingeschätzt werden.

  6. Datenmanagement und Analyse: Krankenhausdaten sind nicht nur finanzieller Natur, sondern umfassen auch medizinische und pflegerische Informationen. Controller, die diese Daten nicht verstehen und analysieren können, können das Krankenhaus nicht effektiv steuern.

Fazit: Controller im Krankenhaus brauchen spezialisierte Erfahrung, um die komplexen Abläufe, Strukturen und regulatorischen Anforderungen zu verstehen. Fehlende Expertise führt oft zu ineffizienten Prozessen, finanziellen Fehlentscheidungen und Risiken für die Patientenversorgung. Daher ist eine gezielte Spezialisierung im Krankenhauscontrolling unerlässlich.


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